12.03.2015
Der aktuelle Stand der Endlager-Kommission sowie der Endlagersuche in England, Frankreich und der Ukraine standen beim "4. Essener Fachgespräch Endlagerbergbau" im Fokus.
Zum vierten Mal veranstalteten DMT GmbH & Co. KG, GNS Gesellschaft für Nuklear-Service mbH und DBE TECHNOLOGY GmbH das Fachgespräch Endlagerbergbau, welches auch in diesem Jahr regen Zuspruch von Spezialisten aus Industrie, Forschung und Behörden erhielt.
Wissen vermitteln und Skepsis begegnen
Michael Sailer, Mitglied der Endlagerkommission und der Geschäftsführung von Öko-Institut e.V., warb um Verständnis für die scheinbar lange Findungsphase der Kommission. Sie sei auch nötig gewesen, um fachliche Diskussionen zu führen und so den Nicht-Wissenschaftlern in der Kommission Wissen zu vermitteln. Nur dadurch könnten Politiker entscheidungsfähig gemacht und Fragen und Skepsis gemeinsam begegnet werden. Mittlerweile sei man ein ganzes Stück vorwärts gekommen. Wahrscheinlich noch vor dem Abschlussbericht der Kommission, der für den 30. Juni 2016 erwartet wird, werde die Betreiberfrage geklärt – Aufsichts- und Betreiberrolle für das Endlager müssten klar getrennt werden.
Sailer erinnerte daran, dass man bei der neuen Endlagersuche deutlich stärker als bisher auf eine fehlererkennende Systematik setzen müsse. Wenn die eigentliche Standortsuche beginnt, sei man nicht an einen Fahrplan gebunden, der nie mehr Korrekturen zuließe. Darüber hinaus müssten Fragestellungen rund um die konkrete technische Umsetzung eines Endlagers, wie beispielsweise die der Rückholbarkeit der eingelagerten Abfälle, nicht schon heute als Teil der Kommissionsarbeit geklärt werden.
Überlegungen zum Endlager in Großbritannien
Während in Großbritannien das Endlager für schwachradioaktive Abfälle bereits in Betrieb ist, ist die Planung für ein MAW/HAW-Endlager noch in Arbeit. Über die verschiedenen Überlegungen informierte Dr. Matthias Peter Messer, GNS Gesellschaft für Nuklear-Service mbH, in seinem Vortrag. Dabei betrachten die Briten nicht nur die verschiedenen Wirtsgesteine und mögliche Standorte, sondern orientieren sich auch an modernen Bergbau-Lösungen wie dem Kali-Bergwerk „YorkPotash“ und der London Crossrail.
Obwohl bisher noch nicht entschieden ist, wo das Endlager in welchem Wirtsgestein errichtet wird, gibt es in Großbritannien bereits endlagerfähige Gebinde. Erste von GNS konditionierte Gebinde haben die Freigabe für die Endlagerung, den „Letter of Compliance“ der britischen Behörden.
Die Bedeutung von Tschernobyl für die Endlagerung in der Ukraine
96 Prozent der Nuklearabfälle in der Ukraine wurden durch die Havarie von Block 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl verursacht, legte Mykola Proskura, ehemaliger langjähriger stellv. Leiter der Staatsagentur für die Verwaltung der Tschernobyl-Sperrzone, dar. Eine Besonderheit dieser Abfälle sei, dass ein großer Teil der mittel- und schwachradioaktiven Abfällen erhebliche Aktivitäten langlebiger Nuklide enthalten, weshalb diese nicht im „Vector-Complex“, einem Oberflächenendlager für “kurzlebige“ schwach- und mittelradioaktive Abfälle, sondern in ein Tiefenendlager verbracht werden sollen.
Derzeit würden zwei Standorte für ein mögliches Tiefenendlager betrachtet, die sich beide im Westen der Sperrzone von Tschernobyl befinden. Eine Entscheidung für Granit als Wirtsgestein wäre damit bereits getroffen. Ob die Abfälle in ein Bergwerk verbracht würden oder in 2 bis 4 km tiefe Bohrlöcher müsse noch entschieden werden.
Proskura plädierte in jedem Fall dafür, die Zwischenlagerung der hochradioaktiven Abfälle nicht zu einer Langzeitlagerung werden zu lassen.
Das französische Endlager Cigéo
Wie weit die Pläne für die Errichtung eines Endlagers in Frankreich fortgeschritten sind, berichtete Dr. Thilo von Berlepsch, DBE TECHNOLOGY GmbH, in seinem Vortrag. Während schwachradioaktive Abfälle an der Oberfläche endgelagert werden, wurde 1991 der Startschuss für ein Tiefenendlager für hochradioaktive Abfälle gegeben. Vier Standorte seien intensiver untersucht worden, bevor 1998 die Entscheidung zum Bau eines Untertagelabors in Bure getroffen wurde. Derzeit würde der Genehmigungsantrag für die Errichtung des Endlagers in dieser Region vorbereitet. DBE TECHNOLOGY GmbH unterstützt die „Nationale Agentur für die Verarbeitung von radioaktiven Abfällen (ANDRA)“ zum einen in der Simulation der kompletten Logistik und Transporte Untertage. Dafür wird unter anderem ein etwa 150jähriger Projektzyklus über Errichtung, Betrieb bei gleichzeitiger Endlagerung und Auffahrung und Verschluss modelliert. Zum anderen plant DBE TECHNOLOGY GmbH die fördertechnischen Einrichtungen der Schächte, durch die Material sowie Personal transportiert werden soll. Nach aktuellem Planungsstand bedeutet dies unter anderem den Transport von bis zu 180 rotierenden Mischtrommeln mit Fertigbeton für den Ausbau der Strecken pro Tag sowie den Transport von insgesamt ca. 250 Personen pro Schicht.
Einladung zum Fachgespräch Endlagerbergbau 2016
Für den 25. Februar 2016 laden die Veranstalter zum „5. Essener Fachgespräch Endlagerbergbau“ ein – ein Termin, den sich viele Teilnehmer bereits fest notiert haben.
Die Vorträge sind auf der Internetpräsenz der DMT verfügbar.
DMT:
Dr. Daniela Gutberlet
Geschäftsentwicklung Nukleare Entsorgung
0201/172-1552
daniela.gutberlet@dmt-group.com
www.dmt-group.com