28.10.2020
Am gestrigen Abend hat die „Pacific Grebe“, ein Spezialschiff für den Transport radioaktiver Materialien, im englischen Hafen Barrow-in-Furness abgelegt. An Bord befinden sich sechs Behälter mit radioaktiven Abfällen aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente im englischen Sellafield. Zuvor waren die Behälter vom Typ CASTOR® HAW28M auf der Schiene von der Wiederaufarbeitungsanlage in Sellafield zum rund 65 km entfernten Hafen gebracht und dort auf das Schiff verladen worden.
Die „Pacific Grebe“ wurde im Jahr 2010 in Dienst gestellt und ist damit das jüngste Schiff der PNTL-Flotte. Erst im August 2020 hat die britische See- und Küstenwache den INF3-Status, die höchste Sicherheitsklasse für den Seetransport hochradioradioaktiver Stoffe, der „Pacific Grebe“ im Rahmen einer umfassenden Inspektion für weitere fünf Jahre verlängert.
Das Schiff wird in den nächsten Tagen in einem deutschen Seehafen festmachen, wo die Behälter für den Weitertransport ins bundeseigene Zwischenlager in Biblis vom Schiff auf Eisenbahnwaggons umgeladen werden.
Der Zug mit den sechs Spezialwaggons wird anschließend direkt bis nach Biblis fahren, wo er über das dem bundeseigenen Zwischenlagerbetreiber BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung mbH gehörende Anschlussgleis bis in unmittelbare Nähe des Zwischenlagergebäudes rangieren kann. Dort werden die Behälter abgeladen und in das Zwischenlagergebäude gebracht, wo sie vorbereitet und eingelagert werden.
Der Rückführungstransport war ursprünglich für das Frühjahr geplant gewesen, musste jedoch aufgrund der beginnenden COVID-19-Lage verschoben werden.
GNS-Infoportal zur Rückführung
Umfassende Informationen rund um die Rückführung deutscher Wiederaufarbeitungsabfälle und die anstehenden Transporte hat die GNS auf einer speziellen Website zusammengestellt. Hier finden sich weitere Hintergrundinformationen, Fotos und Grafiken sowie Ansprechpartner der beteiligten Unternehmen:
Erneute Messungen an allen Behältern
Im Rahmen der Umladung am Hafen werden von Sachverständigen erneut Messungen an allen sechs beladenen Waggons durchgeführt, um sicherzustellen, dass der gesetzlich vorgegebene Grenzwert für die Ortsdosisleistung („Strahlung“) während des Bahntransports zuverlässig eingehalten wird. Diese ergänzen die bereits in Sellafield an den beladenen Behältern durchgeführten Messungen, die die Voraussetzung für Genehmigung und die Durchführung des Transports waren.
Diese Messungen hatten ergeben, dass der gesetzliche Grenzwert von 100 μSv/h („Mikrosievert pro Stunde“) für die Ortsdosisleistung (ODL) in 2 Metern Abstand von der Außenfläche des Transportfahrzeugs weit unterschritten wird: Der höchste in diesem Abstand gemessene Wert liegt bei 26 μSv/h, der Mittelwert der Dosisleistung aller Behälter in 2 Metern Abstand von der Fahrzeugaußenfläche liegt für die aktuelle Rückführungskampagne bei ca. 21 μSv/h – also weniger als ein Viertel des höchstens erlaubten Wertes.
COVID-19-Schutzkonzept
Um den Rückführungstransport auch unter den Bedingungen von COVID 19 durchführen zu können, haben die beteiligten Unternehmen und Institutionen umfassende Vorsorgekonzepte und Hygieneregeln für alle Phasen des Transports erarbeitet. Diese sind vergleichbar mit den vielfältigen Maßnahmen, die inzwischen in vielen anderen Bereichen von Industrie und Logistik tagtäglich wirkungsvoll zum Einsatz kommen. Gleichzeitig wird die Sicherheit des Transports der radioaktiven Abfälle in keiner Weise beeinträchtigt. Die Gesundheit aller Beteiligten und der Bevölkerung entlang der Transportstrecke haben auch weiterhin höchste Priorität.