20.11.2024
Der Transport von vier CASTOR®-Behältern von Frankreich nach Deutschland konnte heute Nachmittag (Mittwoch, 20. November 2024) erfolgreich abgeschlossen werden. Gegen 17:45 Uhr passierte der Zug mit den vier Behältern den Zaun des Kraftwerksgeländes in Philippsburg und hat damit sein vorgesehenes Ziel erreicht.
Die vier CASTOR®-Behälter enthalten die letzten radioaktiven Abfälle, die bei der früheren Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente in Frankreich entstanden waren und sich noch dort befanden. Mit der Rücknahme dieser Abfälle hat Deutschland seine diesbezüglichen völkerrechtlichen Verpflichtungen gegenüber Frankreich nun erfüllt.
In den kommenden Tagen werden die vier Behälter nach und nach von den Schienenwaggons auf ein Straßenfahrzeug umgeladen. Mit dem Fahrzeug werden die Behälter dann innerhalb des Standorts Philippsburg nacheinander in das staatliche Brennelemente-Zwischenlager gebracht. Dort werden sie der bundeseigenen BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung, die das Zwischenlager betreibt, übergeben und eingelagert.
Der Schienentransport der vier Behälter war am Dienstag, 19. November 2024, gegen 16 Uhr von einem Verladebahnhof in der Nähe von La Hague in Frankreich gestartet.
Bei der Durchführung des Transports stand die Sicherheit von Mensch und Umwelt an erster Stelle. Bereits für den Erhalt der staatlichen Transportgenehmigung musste nachgewiesen werden, dass alle Vorschriften und vorgegebenen Grenzwerte zuverlässig eingehalten werden. Zentrales Element ist dabei der eingesetzte Transport- und Lagerbehälter CASTOR® HAW28M, der ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleistet. Die Einhaltung der Vorschriften und Grenzwerte wurde durch die jeweilige staatliche Atomaufsicht und die von ihr beauftragten unabhängigen Gutachter überwacht und durch Messungen bestätigt. Solche Kontrollen finden auch bei der nun anstehenden Umladung der Behälter vom Schienenwaggon auf das Straßenfahrzeug, bei der Übergabe der Behälter an die BGZ und bei der Einlagerung im Zwischenlager statt.
Rücknahme der Abfälle basiert auf einem Konzept der Bundesregierung
Mit dem Rücktransport der letzten, noch in Frankreich vorhandenen Abfälle aus der Wiederaufarbeitung deutscher Brennelemente setzen die deutschen Kernkraftwerksbetreiber ein Konzept der Bundesregierung um. Das Konzept beinhaltet auch die Rücknahme entsprechender Abfälle aus England. Ein Transport aus England ins das staatliche Zwischenlager in Biblis konnte bereits im Jahr 2020 erfolgreich umgesetzt werden. In den nächsten Jahren stehen noch zwei weitere Transporte aus England an, und zwar jeweils einer in die staatlichen Zwischenlager in Brokdorf und Isar. Als zentralen Dienstleister für die Rücknahme der Abfälle aus dem Ausland haben die Betreiber die GNS Gesellschaft für Nuklear-Service beauftragt.
Von Seiten der Kernkraftwerksbetreiber handelt es sich um den ersten und gleichzeitig letzten CASTOR®-Transport mit radioaktiven Abfällen von außerhalb zum Brennelemente-Zwischenlager Philippsburg. Da die beiden Kraftwerksblöcke in Philippsburg bereits brennelementefrei sind, werden von diesen Blöcken auch keine standortinternen CASTOR®-Transporte mehr erfolgen.
Umfassende Informationen zur Rücknahme der Wiederaufarbeitungsabfälle nach Deutschland haben die Kernkraftwerksbetreiber und die GNS auf einer Website zusammengestellt: rueckfuehrung.gns.de
Bis zum Jahr 2005 war es gängige Praxis, dass ein Teil der in deutschen Kernkraftwerken verbrauchten Brennelemente zur Wiederaufarbeitung in entsprechende Einrichtungen in England und Frankreich gebracht wurde. Die Brennelemente enthielten den für die nukleare Stromerzeugung erforderlichen Brennstoff. Nachdem sie in den Kernkraftwerken eingesetzt waren, beinhalteten sie immer noch wertvolle Brennstoffreste, deren Aufarbeitung und letztlich Wiederverwendung lohnend war. Es verblieben aber auch nicht-verwertbare radioaktive Abfälle, die entsorgt werden müssen.
Die Praxis der Wiederaufarbeitung wurde von der Bundesregierung im Jahr 2005 gesetzlich beendet. Die Verpflichtung Deutschlands (völkerrechtlich) und der deutschen Kernkraftwerksbetreiber (privatrechtlich), die bei der Wiederaufarbeitung verbliebenen Abfälle zurückzunehmen, besteht aber unverändert. Der größte Teil dieser Abfälle wurde schon in der Vergangenheit – in der Zeit zwischen 1996 und 2011 – nach Deutschland zurückgebracht. Die Rücknahme der verbliebenen Abfälle ist dementsprechend eines von mehreren Projekten auf dem Weg Deutschlands, den Ausstieg aus der Kernkraft in jeglicher Hinsicht zu vollziehen.
Wie genau dies passieren soll, wurde im Jahr 2015 in einem Konzept der Bundesregierung festgelegt, das sich seither in Umsetzung befindet. Die Umsetzung erfolgt dabei arbeitsteilig durch mehrere Beteiligte auf staatlicher wie auf privatwirtschaftlicher Seite. Das Konzept sieht vor, dass die verbliebenen Abfälle aus England auf die staatlichen Brennelemente-Zwischenlager in Biblis, Brokdorf und Isar verteilt werden sollen. Die verbliebenen Abfälle aus Frankreich sollen in das staatliche Brennelemente-Zwischenlager in Philippsburg kommen. Alle Zwischenlager werden von der bundeseigenen BGZ Gesellschaft für Zwischenlagerung betrieben.
Das Konzept nennt den von der GNS entwickelten und hergestellten CASTOR®-Behälter vom Typ HAW28M als den für Transport und Lagerung geeigneten Behälter und es hält fest, dass die Zwischenlagerung der Abfälle in diesem Behältertyp und in den genannten Lagern rechtlich und technisch möglich ist. Die regionale Verteilung der Abfälle bzw. der Behälter auf die vier genannten Standorte orientiert sich am Verursacherprinzip. Dabei wurde auch berücksichtigt, dass bereits 108 Behälter mit Abfällen aus der Wiederaufarbeitung in früheren Jahren im zentralen Zwischenlager der bundeseigenen BGZ im niedersächsischen Gorleben eingelagert worden waren.
Aus England werden insgesamt 20 CASTOR®-Behälter vom Typ HAW28M mit Abfällen nach Deutschland zurückgebracht: sechs Behälter nach Biblis und jeweils sieben Behälter nach Brokdorf und Isar. Der Transport in das staatliche Zwischenlager in Biblis wurde bereits im Jahr 2020 durchgeführt. Ebenfalls abgeschlossen ist nun der vom Konzept vorgesehene Transport von vier CASTOR®-Behältern vom Typ HAW28M aus Frankreich zum Kraftwerksgelände der EnBW in Philippsburg. Auf dem Gelände befindet sich auch das staatliche Brennelemente-Zwischenlager der BGZ. Dorthin werden die Behälter abschließend gebracht, so dass die BGZ sie einlagern kann.
Die Sicherheit von Mensch und Umwelt stehen bei Transport und Lagerung von radioaktiven Materialien immer an erster Stelle. Eine Genehmigung für Transport bzw. Lagerung solcher Stoffe wird in Deutschland nur erteilt, wenn zuvor der Nachweis erbracht wurde, dass die Sicherheit gewährleistet ist bzw. – mit anderen Worten – dass alle Vorschriften und vorgegebenen Grenzwerte zuverlässig eingehalten werden.
Die Strahlung der Abfälle wird nach außen massiv abgeschirmt. Die Abfälle aus Frankreich wurden in der dortigen Wiederaufarbeitungsanlage mit flüssigem Silikatglas vermischt in zylindrische Behälter aus Edelstahl gegossen, die dann – nach Aushärtung – dicht verschlossen wurden. Diese mit ausgehärtetem Glasgemisch gefüllten Behälter werden „Glaskokillen“ genannt. Für Transport und Lagerung wurden die Kokillen wiederum in die speziell konstruierten Behälter vom bereits erwähnten Typ CASTOR® HAW28M eingebracht. Dabei handelt es sich um massive, über 100 Tonnen schwere Behälter aus Gusseisen und Edelstahl, die in umfassenden Tests nachgewiesen haben, dass sie sowohl eine stark abschirmende Wirkung haben als auch unter extremen Bedingungen sicher sind.
GNS Gesellschaft für Nuklear-Service mbH
Michael Köbl
Pressesprecher, Leiter Kommunikation
Telefon: +49 (0)201 109 –1444
E-Mail: michael.koebl@gns.de
EnBW Kernkraft GmbH
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Pressesprecher, Leiter Öffentlichkeitsarbeit
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